Chinesische Malerei

Die Bildgestaltung in der traditionellen chinesischen Tuschmalerei beruht hauptsächlich auf zwei Elementen: Der schwarzen Tusche und dem Weiß des Reis- oder Maulbeerbaumpapiers.

Der erste Schritt ist die Meditation vor dem weißen Papier. Dieses spezielle Papier bringt die Brillianz und Intensität der Tusche zum leuchten. Der „tanzende Pinsel“ führt jeden Strich schnell und sparsam aus. Wie ein Gedankenblitz wird er auf das weiße Papier getuscht – er ist Leben und Bewegung.

Ohne Überlegung wird er gezogen, nur im hier und jetzt und lässt dabei die Welt vergessen – es ist Meditation! Jedes Zögern ist sichtbar,  denn jeder Pinselstrich besitzt seine eigene Individualität. Keine Änderung, keine Verbesserung ist möglich. Einmal ausgeführt, entzieht sich das Resultat jeder Manipulation. Das Bild ist.

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Das weiße Papier steht für die geistige oder ewige „Leere“, die den unendlichen Wirkungsraum der Kräfte der Natur und des Geistigen darstellt. Sie ist ein zentraler Begriff in der chinesischen Philosophie, es ist das Einswerden mit dem DAO. Davor muss die physische Existenz des Menschen als geringfügig erscheinen!

Der Maler betrachtet die Natur äußerst konzentriert und prägt sich alles Wesentliche gut ein. Erst im Atelier tuscht er dann aus dem Gedächtnis das Gesehene als gemaltes Erlebnis spontan auf das Papier – als Ausdruck seiner Empfindungen. – Er malt seinen „Herzensabdruck“.

Alle Bilder tragen eine tiefe Symbolsprache in sich. Sie sind in Harmonie von yin und yang und Ruf und Echo kommunizieren miteinander.

Eine Besonderheit bildet in der traditionellen chinesischen Malerei die Einheit mit der Kalligraphie. In ihr drückt der Maler nochmals seine Gefühle oft in poetischer Form aus.

Mit dem roten Siegel vollendet der Künstler sein „Bild“.
Objekte aus der Natur und Landschaften sind bevorzugte Motive.

Eine besondere Stellung nimmt die Bambusmalerei ein. Bambus ist Sinnbild der Bescheidenheit und Schlichtheit und wegen der Vielfalt seiner einfachen Formen und Arten fordert er zum Malen in immer neuen Variationen heraus. So wie das meditierende „Schönschreiben“ chinesischer Schriftzeichen. Bambus malen wurde deshalb Bambus „schreiben“ genannt. Es heißt „wer Bambus malen will, der muss zu Bambus werden“.

Um sich zum Meister zu entwickeln, bedarf es eines langen Weges unendlichen Übens und Wiederholens.